Bei Tanzmusik Gemüse vor der Tonne gerettet – Nachlese zur ersten Saarbrücker Schnippeldisko

Rund 150 Menschen jeden Alters zog es am 17. April an die Feldküche vorm Nauwieser Neunzehn. Dort hieß es „back to the roots“, also „zurück zu den Wurzeln“ und im Takt geschnippelt! Mit Wurzeln waren vor allem Karotten, Pastinaken und Kartoffeln gemeint. Diese warteten am Freitagnachmittag sehnsüchtig darauf, ihrer Bestimmung als Nahrungsmittel zugeführt zu werden. Das ist keine Selbstverständlichkeit – circa die Hälfte aller weltweit produzierten Lebensmittel landen im Müll. Ungefähr zwanzig Prozent der eingekauften Lebensmittel werden in den Haushalten weggeworfen, dazu kommen Unmengen an Produkten, die gar nicht erst verkauft werden, weil sie nicht rechtzeitig abgenommen oder aus betrieblichen Erwägungen entsorgt werden.
Die bei der Schnippeldisko gekochten Rüben, Kartoffeln, Zwiebeln, Äpfel usw. wurden von Einzel- und Großhändler_innen aus der Region zur Verfügung gestellt, um ihnen dieses Schicksal zu ersparen. Viele Händler_innen bieten zwar beispielsweise Gemüse, das Druckstellen hat oder schrumpelig wird, zu reduzierten Preisen an. Allerdings erwarten viele von ihrem Obst und Gemüse ein makelloses Aussehen, so dass immer noch viele Nahrungsmittel im Müll landen, die noch hervorragend zum Verzehr geeignet sind.
Über einen Zentner von solch „unerwünschtem“ Obst und Gemüse konnten die Teilnehmer_innen der Schnippeldisko unter Anleitung der Köche Desiré Balo (Fairtradeinitiative Saarbrücken) und Patric Bies (Bliesgau Ölmühle) vor der Tonne retten.
Aber zunächst wurde für die nachmittägliche Verpflegung der Diskogäste gesorgt: Eine Schulklasse von der Katherine-Weißgerber-Schule (Modellschule für Globales Lernen des Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V.) backte unter Desiré Balos Anleitung Apfelkuchen und veganen Möhrenkuchen. Die Bio-Äpfel für den Kuchen brachte Manuel Hüther emissionsfrei mit seinem Velotaxi aus St. Arnual ins Nauwieser Viertel, wo er mit seinem dreirädrigen Gefährt die Aufmerksamkeit der Schüler sofort sicher hatte. Als der Kuchen fertig war, füllte sich das N.N. schnell mit Schnippelwilligen, die das Gemüse bei bester Laune und Tanzmusik der DJs Monsieur Balu, Toni Tress und Rave Charles kleinschnippelten. Noch schneller füllte sich dann die Feldküche von Patric Bies. Während der alles gab, um der Suppe richtig einzuheizen, ging es auch auf der Tanzfläche heiß her: Nik Taffner und Gina Monzón von Lindy Hop Saarbrücken brachten die Schnippeldiskogänger_innen bei Swing-Musik mit einem Lindy Hop-Schnupperkurs in Schwung. Der Hunger war anschließend natürlich groß – der Topf der Feldküche glücklicherweise auch. Bei selbstgeschnippelter Suppe, regionalem Bier und fair gehandelter Limo wurden schließlich schon erste Pläne für die nächste Schnippeldisko geschmiedet – vielleicht findet die ja schon auf dem Stadtbauernhof statt…

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